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Ausstellungen Solo

SOLO I – CORINNE L. RUSCH

22. Feber 2010 – 24. März 2010

Corinne L. Rusch (GT)

Eröffnung: Montag, 21. Februar 2010, 19:00 Uhr
Einleitende Worte
: Maren Lübbke-Tidow

Die FOTOGALERIE WIEN widmet 2010 erstmals eine der acht jährlich stattfindenden Ausstellungen einem/einer jungen aufstrebenden KünstlerIn als Einzelausstellung. Die neue Ausstellungsreihe fungiert als Plattform und Sprungbrett für KünstlerInnen, die gerade am Beginn ihrer Karriere stehen, aber bereits über ein umfangreiches Werk verfügen, das einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Ziel ist es, eine nachhaltige Bekanntheit für die/den ausgewählte/n KünstlerIn zu schaffen. SOLO ist eine Bestandsaufnahme aktueller Arbeiten und soll gleichzeitig den Fokus auf einen großen Werkblock der künstlerischen Arbeit des/der ausgewählten Künstler/In lenken. Unsere BILDER-Einladungszeitung fungiert hierfür im Sinne eines kleinen Katalogs; Kooperationen und Wanderschaften zu SOLO werden erarbeitet. 

Die erste Ausstellung der neu konzipierten Reihe ist der in Wien lebenden Schweizer Künstlerin Corinne L. Rusch gewidmet.

Im Projekt badrutts palace & co, das im großen Ausstellungsraum der FOTOGALERIE WIEN gezeigt wird, sucht Corinne L. Rusch historisch relevante Grand Hotels auf. Diese Orte bergen auf eine ganz spezifische Weise makellose Schönheit und zahlreiche Geschichten in sich. Reich und Schön trafen sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in Hotelpalästen, wie z.B. im Kulmhotel, St. Moritz. Dort feierte man Feste, quartierte sich für Wochen und Monate ein, ließ sich bedienen, betrieb Sport, begann neue Liebschaften – Intrigen waren an der Tagesordnung. Diese Atmosphäre fasziniert Rusch. Sie wählt unterschiedliche Aktionsräume vom Tennisplatz bis zur Lobby und inszeniert in diesen Fin-de-Siècle-Settings ihre Bilder, um durch Interaktion aktuelle gesellschaftliche Aspekte neu in Szene zu setzten: ein Zimmer nach einem Gelage eines neureichen Bankiers oder Overtime, eine Art Traumbild, in der sich die Natur ihren Raum zurückerobert und eine vergessene Tennisspielerin beinahe mit der Natur verwächst.

„Ich zeige Augenblicke, picke Höhepunkte einer Geschichte heraus und lasse das Narrative und Szenische ins Surreale kippen. Meine leblos wirkenden Akteure setze ich in identitätsstiftende Räume, wobei Gesten und Details Teil einer Erzählung werden und den Spielraum verdichten. Gelebte und gesehene Szenarien werden zur Fiktion, die das Gewöhnliche außerordentlich erscheinen und ins Absurde gleiten lassen: ein offenes Spiel mit Figuren und Masken; eine Wirklichkeit eigener Ordnung zwischen Alltag und poetischer Form.“ (Corinne L. Rusch)

Von der Ausstellungsinstallation thinking around – metaphors in nature, einer seltsamen Mischung aus ausgestopften Tierhäuten und Fotografien, die im kleinen Ausstellungsraum zu sehen sein wird, geht eine beunruhigende Atmosphäre aus. In ihrer Installation untersucht die Künstlerin mit Ironie naheliegende, aber selten beachtete Parallelen zwischen dem Wunsch des Menschen nach Schönheit und Jugend und der Präparation von Tierkörpern. Die künstliche Konservierung von wilden oder domestizierten Tieren kann als Ausdruck menschlichen Besitzstrebens und Machtanspruchs verstanden werden. Die dichten Mittelformat-Fotografien, in irritierender Weise zwischen präparierten Tierhintern hängend präsentiert, scheinen Szenen aus dem Hinterzimmer eines Tierpräparators darzustellen. Inmitten von Tigerstreifen und Glasaugen entdeckt man Frauenkörper – allesamt namenlos und die gleiche Leblosigkeit ausstrahlend wie die präparierten Tierkörper. Diese physische Gegenüberstellung ist sowohl Ruschs Metapher für Natur als auch ein Verweis auf unmittelbare Zusammenhänge zwischen dem Jagdsport und der gesellschaftlichen Obsession nach so genannten „trophy wives“.

(textliche Betreuung: Maren Lübbke-Tidow)