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Ausstellungen Austausch On Tour

PAS DE DEUX II: FOTOGALERIE WIEN UND GALERIE VRAIS RÊVES, LYON

Austausch, Teil II

11. September 2022 – 29. Oktober 2022

Philippe Calandre (FR), Robert F. Hammerstiel (AT), Thomas Kellner (DE), Pascal Mirande (FR), Simona Reisch (AT), Bénédicte Reverchon (FR), Lea Titz (AT), Laura Wagner (DE/AT)

BILDER |

FOTOGALERIE WIEN ON TOUR!
Während des Umbaus und der Sanierung der FOTOGALERIE WIEN gehen wir auf Wanderschaft.   Teil II unseres österreichisch-französischen Austauschprojekts, das im April/Mai 2022 in unseren Räumlichkeiten seinen Anfang nahm, findet nun in Lyon statt:

KUNSTAUSTAUSCH: FOTOGALERIE WIEN zu Gast in der GALERIE VRAIS RÊVES, 6 Rue Dumenge, 69004 Lyon (FR)

Kuratiert von: Raymond Viallon und Rémy Mathieu (GALERIE VRAIS RÊVES); sowie Brigitte Konyen und Michael Michlmayr (FOTOGALERIE WIEN)

Eröffnung: Samstag, 10. September 2022, ab 17.00 Uhr

Katalog: Zu PAS DE DEUX II ist ein von der GALERIE VRAIS RÊVES publizierter Katalog (dt/fr.) erschienen. Zur ersten Ausstellung wurde von der FOTOGALERIE WIEN ein BILDER-Magazin (dt./fr.) für beide Ausstellungen herausgegeben.

Im Rahmen der „Biennale d’Art Contemporain de Lyon“.

sponsored by: BMKOES; MA7-Kultur; Cyberlab; Französisches Kulturinstitut Wien

Die FOTOGALERIE WIEN und die GALERIE VRAIS RÊVES in Lyon ihr 40-jähriges Jubiläum und sind damit die ältesten Galerien für Fotografie in ihren jeweiligen Städten. Beide Galerien haben die Zielsetzung, in erster Linie konzeptuelle künstlerische Fotografie zu präsentieren und mit anderen Institutionen im Ausland zusammenzuarbeiten. Sie verbindet seit Jahrzehnten ein kontinuierlicher Informationsaustausch; so gibt es auch einige Künstler:innen, die bereits in beiden Galerien ausgestellt haben bzw. dort vertreten sind. Kurator:innen beider Galerien haben entsprechend ihrer Ausstellungslinie jeweils vier Künstler:innen ausgewählt. Teil I war eine Ausstellung in den Räumen der FOTOGALERIE WIEN, Teil II wird am 10. September 2022 in der GALERIE VRAIS RÊVES eröffnet.

Die acht ausstellenden Künstler:innen haben bei aller Verschiedenartigkeit einen ähnlichen Zugang: Sie zeigen konzeptuell entwickelte Arbeiten, die durch Konstruieren, Inszenieren und Verfremden in Hinblick auf neue Deutungsmöglichkeiten und Wahrnehmungen entstanden sind.

Philippe Calandre zeigt Fotomontagen. Er konstruiert auf der Basis von Architekturfotografien Bilder zwischen Realität und Imagination. Die Konstruktionsmaterialien stammen aus seiner Bildersammlung. Calandres Faszination für Industriearchitektur führte ihn dazu, eigenartige Fabrikkomplexe zu konstruieren, die aus Silos, rauchspeienden Schornsteinen, Parcours von Rohrleitungen, Treppen und Metallbrücken bestehen und von einer düsteren Schönheit sind.

Robert F. Hammerstiel
s Fotoarbeiten stehen in Zusammenhang mit seiner Auseinandersetzung mit der Sehnsucht des Menschen nach Glück, Geborgenheit und Sicherheit und Schaffung von Ersatzwelten. In Trust Me inszeniert er künstliche Dekopflanzen als etwas Begehrenswertes, entlarvt sie aber gleichzeitig als Ersatznatur und Massenprodukt. Eine weitere Serie zeigt vordergründig individuell gestaltete Eingangssituationen von Eigenheimen, die tatsächlich auf standardisierten Vorstellungen von Schönheit und Ordnung beruhen.

Thomas Kellners Bilder von Denkmälern, Brücken und Architekturen – wie etwa der Buckingham Palace, Big Ben, der Eiffelturm oder die Golden Gate Bridge – sind konstruiert. Sie sind aus aufeinanderfolgenden Fotos eines Kleinbildfilms zusammengesetzt, die jeweils nach einem individuellen Konzept auf die vorangegangenen abgestimmt sind, wobei die Architekturen verschoben wurden. Es ist eine Art Rasterordnung entstanden – imaginäre, fantastische, aber gleichzeitig sehr ästhetische Bilder.

Pascal Mirande
hat für seine umfangreiche Fotoserie Gullivers inszenierte Akte mit skulpturalen, kleinteiligen Konstruktionen aus dünnen Holzstäben verbunden. Netzartig umgeben kleine Gerüste die Körper der Modelle, deren Posen berühmten kunsthistorischen Werken entlehnt sind. Es geht um die Auseinandersetzung mit Raum und Maßstäben (Gulliver), um nicht weniger als um die Geschichte und „Erbauung“ der Menschheit, repräsentiert durch Adam und Eva.

Simona Reisch verbindet fotografische Arbeiten mit anderen Medien wie Skulptur oder Installation. Weitere Drucktechniken und Materialien – wie Holz, Eisen, Glas usw. – bringen Ausschnitte von fotografierter Architektur in skulpturale und haptische Bereiche. Architektur ist ein zentrales Thema in ihren Arbeiten. Im Werkblock arch_ werden ausgewählte Orte, wie verfallene Hotels oder Kreisverkehre, untersucht, architektonische Details herausgearbeitet, verfremdet, betont und die ursprünglichen Fotografien in den Raum übersetzt und darin eingebettet.

Vor drei Jahren bewarb sich Bénédicte Reverchon für einen Aufenthalt in den Kerguelen, einer Inselgruppe im Indischen Ozean, mit dem Ziel, dort das Unsichtbare, das Ephemere, das Zerbrechliche zu fotografieren. Dies kam nicht zustande und sie beschloss, die geplante Arbeit zu Hause durchzuführen. In Mischtechnik entstand die Arbeit MonoNoAware, fotosensibel für die Vergänglichkeit, eine Recherche über die Inseln, ihre Formen, ihre Eigenschaften, das äußert ästhetische Ergebnis einer Nichtreise.

Lea Titz hat den Weg von Ameisen manipuliert. Für einen Film, der auch viel aussagt über menschliche Prozesse des Forschens, Probierens und Lernens. Die Konfrontation mit der plötzlichen Veränderung bedingt eine Kette an Reaktionen. Abhängig davon, wie massiv der Eingriff ist, dauert es länger oder kürzer, bis er angenommen, adaptiert oder integriert ist. Das Hindernis in der Ameisenstraße führt schließlich nach einer Phase der Irritation und des Auslotens zu einer neuen Route. Die Tonspur von Hans-Jürgen Poëtz ist mit ihren nahezu unmerklichen, schleichenden Veränderungen ein idealer Soundtrack.

Die Collagenserie Spaceships von Laura Wagner verbindet die Formenvielfalt von Raumschiffvisionen aus der Science-Fiction des letzten Jahrhunderts mit Landschaftsbildern aus den 1920ern. Nachdem die Menschheit zu Anfang des 20. Jahrhunderts den Himmel erobert hatte, nahm die Diskussion über die Raumfahrt und so auch über die dafür benötigten Vehikel neue Fahrt auf. „Wir brechen in den Kosmos auf, zu allem bereit: Einsamkeit Leid, Erschöpfung, Tod … Wir wollen nicht den Kosmos erobern … Wir suchen nur den Menschen. Wir wollen keine anderen Welten. Wir wollen Spiegel.“ (Andrei Tarkovsky, Solaris 1972)

Petra Noll-Hammerstiel und Michael Michlmayr, im Namen des Kollektivs