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Ausstellungen

MOTION PARADE

Junge Kunst aus Rumänien

8. November 2005 – 7. Dezember 2005

Matei Bejenaru (RO), Cristina David (RO), Ciprian Mureşan (RO), Ioana Nemes (RO), Catalin Rulea (RO), Peter Szabo (HR), Florin Tudor (RO), Mona Vatamanu (RO)

Eröffnung: Montag, 7. November, 19.00 Uhr

Einleitende Worte: Alina Serban und Annemarie Türk (KulturKontakt Austria)

In der von Alina Serban kuratierten Ausstellung mit insgesamt acht KünstlerInnen aus Rumänien, begibt sie sich auf eine innere und äußere Betrachtung auf das Kunstgeschehen in Rumänien und reflektiert lokale, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen, sowie historische Altlasten und Erneuerungstendenzen im Land. Noch immer wird Rumänien vom Westen als eines der exotischsten Länder des ehemaligen Ostblocks betrachtet. Statt interessiert hinter den Vorhang zu schauen und somit ein besseres Verständnis für örtliche Spezifika zu entwickeln, wird kategorisiert, schematisiert, ausgeklammert und vereinnahmt. MOTION PARADE gibt die Möglichkeit, den Vorhang zu lüften und ein klein wenig von der Atmosphäre dieses Landes im Aufbruch und den Veränderungen zu erahnen. MOTION PARADE reflektiert die neue Kunstpraxis und den Übergang von einer „Ästhetik des Widerstandes“ zu einer Ästhetik der Alternativen“.

Matei Bejenaru
Electric Wonders (2005) ist eine Serie von Nachtaufnahmen kleiner Bahnhöfe aus dem Osten Rumäniens. Die Modernisierung eines Landes beginnt mit der Verbesserung seiner Infrastruktur. Die „Modernisierungswelle des rumänischen Schienenverkehrs“ aber fängt bei diesen fern gelegenen Bahnhöfen lediglich in kleinen Dingen an, wie den Informationslichtboxen, aber nicht an der Gebäudesubstanz selbst. Die Aufnahmen dieser altmodischen, fast zerstörten Gebäude, die mit diesen Lichtboxen „dekoriert“ wurden, erzeugen eine seltsame esoterische Atmosphäre.

Cristina David
Die SW-Serie Size doesn´t matter von 2003 thematisiert das Paradigma von Identität durch das eigene Erscheinungsbild. Seit ihrer Geburt stellte David fest, dass Menschen sie nur auf Grund ihrer zu klein geratenen Größe bemerkten. Aus der Augenhöhe der Künstlerin wird die Relation zwischen ihr und der Welt analysiert. Ihre Botschaft: Auch wenn man auf Grund spezieller Eigenschaften atypisch innerhalb dieser Gesellschaft ist, kann man dieses Faktum auch zum eigenen Vorteil nutzen und sogar soweit gehen, dass man ein Standardmaß daraus mach; es ist immer nur eine Frage von Beziehungen und Macht.

Ciprian Muresans Fotografien der Serie Untitled (2005) zeigen eine Tür, übersät mit Spuren von Nägeln, und eine Hand mit einer Narbe über den Adern des Handgelenks. Ob es sich um einen Selbstmordversuch oder Unfall handelt, das ist eine Frage, auf die selbst der Künstler keine Antwort weiß. Die abgebildete Hand ist die Hand seines Vaters. Untitled – ein Erinnerungsprojekt.

Iona Nemes zeigt die Mixed-Media Installation Monthly Evaluations, 2005. „Die Geschichte scheint einfach: Wenn man sich auf jeden einzelnen seiner Tage konzentriert, und versucht zu verstehen was ein Tag in sich selbst bedeutet, indem man ihn aus unterschiedlichsten Perspektiven (physisch, intellektuell, emotional, finanziell, ….) analysiert, werden sich am Ende jedes Monats bestimmte „Wahrscheinlichkeiten“ ergeben, aus denen sich wiederum, mit ein wenig Glück und Recherche, etwas Solides und Fassbares herauskristallisiert. Die Geschichte berichtet von meinem begierigen Bedürfnis, die unsicheren Konstanten unsere Lebens und die Zeit in gewisser Weise kontrollieren zu wollen.“ (I.N.)

Catalin Rulea zeigt das Video 30s / 8 Tracks (2005). „30 Sekunden…..das ist die Verschlusszeit meiner unprofessionellen Kamera, der Canon A70, mit der höchstmöglicher Auflösung (840 x 480 dpi). Das ist exakt die Zeit die man verwenden könnte um „Auf Wiedersehen“ zu sagen, um einer unbekannten Person beim Seufzen zuzusehen, um auf deiner Retina ein Bild einzubrennen, das du nie mehr vergessen wirst. 30 Sekunden können so lange dauern wie wir wollen. Das ist meine persönliche Relativitätstheorie. (C.R.)

Peter Szabo zeigt The copybook-project (2002–2005, work in progress) Das Buch ist die absoluteste Möglichkeit von Narration. Es verhilft uns zu besonderen und unbeschreiblichen Erfahrungen. Ich habe Objekte und Phänomene entdeckt, Situationen erlebt, die dokumentiert werden müssen: Das Notizbuch eines Schülers voll mit Schwindelcodes für Computerspiele, die gezeichnete Kopie eines Fitnessvideos, Schnee auf dem Glasdach eines Einkaufzentrums oder kopierte Bücher über Filmtheorie. Alle meine copy-books haben eine starke gesellschaftliche Bedeutung und veranschaulichen die Distanz und den Unterschied zwischen dem Westen und dem Osten, zwischen high-tech und low-tech.

Mona Vatamanu & Florin Tudor. Die Fotoserie Persepolis (2002–2005, work in prograess)  untersucht post-sozialistisches Leben und Wohnen in Bukarest. Diese Stadt unterliegt bestimmten Mustern und utopischen Ideen, ohne seriöser Stadtplanung. Eine der aggressivsten Arten von Bebauung und gleichzeitiger Zerstörung der Stadt fand in der sozialistischen Periode statt. Die Ideologie, die sie kreierte, ist verschwunden. Dennoch leben immer noch viele Menschen in diesen sozialistischen „machines à habiter“. Vatamanu und Tudor stellen unterschiedliche Nuancen heutiger Betrachtung der Wohnblocks fest und zeigen verschiedene Lebensbedingungen und Reaktionen von Bewohnern auf.