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Ausstellungen

FOTOGRAFIE – OBJEKT – BILDRAUM

12. November 2013 – 7. Dezember 2013

Tobias Pilz (AT), Anja Ronacher (AT), Stefanie Seufert (DE)

BILDER |

Eröffnung: Montag, 11. November um 19.00 Uhr
Einführende Worte: Petra Noll

sponsored by: BMUKK, MA7-Kultur, Cyberlab

In dieser Ausstellung werden Arbeiten von drei KünstlerInnen präsentiert, die sich mit der Beziehung von Objekt, Raum und Fotografie beschäftigen. Alltägliche oder exquisite Objekte werden speziell für eine fotografische Umsetzung auf der Basis minimaler Eingriffe oder auch aufwändiger Choreografie vor der Kamera arrangiert bzw. inszeniert. Es stellt sich die Frage, ob der Begriff von Skulptur/Objekt durch die Fotografie erweitert werden kann. Der „Verlust“ von Körperlichkeit und Haptik des Objekts durch die Transferierung ins fotografische Bild ist ein reduktiver Akt, der die Qualität des Skulpturalen auf besondere Weise hervorhebt. Die in der Fotografie fixierte Lösung der Objekte aus ihrem ursprünglichen Kontext und ihrer vorgeprägten inhaltlichen Bestimmtheit führt zum Wesen der Dinge. Es entsteht eine Spannung, die unsere Imagination in Bezug auf neues narratives Potential herausfordert. Neben diesen inhaltlichen Aspekten geht es den KünstlerInnen auch um formal-ästhetische Reflexionen und um das Verhältnis von Wahrnehmung, Sichtbarkeit und Realität in Bezug auf Raum, Objekt und Bild.

Tobias Pilz‚ großformatige Fotografien basieren auf Objekt-Inszenierungen im städtischen Raum, wobei die Objekte untereinander und mit der Architektur interagieren sollen. In der FOTOGALERIE WIEN zeigt er Fotografien von Inszenierungen mit Verpackungskartons im Außen- und Innenraum. Für das Foto Bauernmarkt hat er eine Palette mit gestapelten, geschlossenen Kartons fokussiert; zusätzlich wurden im Bild mit anderen, farblich intensiven Objekten Akzente gesetzt. Mit diesem Szenario treibt er ein Spiel zwischen möglicher Funktion und ästhetischer Betrachtung. Die Kartons werden somit in einen neuen Zusammenhang gebracht. Durch die Ungewissheit über beispielsweise Bestimmung, Inhalt und Reiseweg der Kartons entsteht eine spannungsgeladene Situation und daraus Raum für neue Zuschreibungen. Pilz spricht hier von einer performativen Qualität der Objekte.

Das Fotografieren inszenierter Objekte bedeutet für Anja Ronacher in erster Linie eine Auseinandersetzung mit Form und Materialität, die durch die Transferierung ins Fotografische eine neue Dimension erfährt. Durch die Fotografie wird zunächst eine Distanz zum Objekt erreicht. In der Serie Form, Bildern von textilen Falten, werden die fließende Körperlichkeit und weiche Haptik des Stoffes in eine glatte fotografische Oberfläche verwandelt. Durch diese Abstraktion werden andere Zustände sichtbar: Die Bilder von Falten stimulieren unsere Imagination in Hinblick auf die „echte“ Falte (Gabriel Ramin Schor nennt dies „Plimagination“). In einer weiteren Serie hat Anja Ronacher archäologische Museumsobjekte fotografiert, Gegenstände, die ursprünglich für eine andere Funktion als die der musealen Präsentation hergestellt wurden. Hier eröffnen sich zwei Ebenen der Distanz: die der zweckentfremdeten Präsentation in oder hinter Glas sowie die durch die Fotografie bewirkte. Ein Blick auf das Wesen der Dinge wird möglich, eine intensive Auseinandersetzung mit deren Funktion, Ästhetik und Kontext sowie unserem Umgang mit ihnen.

Stefanie Seufert inszeniert Objekte der unterschiedlichsten Art – vom Tannenbaum über Kartoffelchips bis hin zu Schulterpolstern. Die ausschließlich für die Fotografie durchgeführte Inszenierung geschieht in einer Weise, in der die Objekte präzise vor weißem Hintergrund ohne Raumbezug arrangiert und fotografiert werden. Durch diese „schonungslose“ Präsentation der Objekte, in der sie alles von sich preisgeben, geschieht eine Sinn-Entleerung, die sie auf ihre Form reduziert. Dadurch werden neue narrative Zugänge und Reflexionen über das Objekt an sich und über das Verhältnis von Objekt und Raum, Form und Oberfläche, Wirklichkeit und Fiktion sowie über das Wesen des Bildes stimuliert. Für die Ausstellung in der FOTOGALERIE WIEN stellt Stefanie Seufert zudem assoziative Zusammenhänge zwischen den Fotografien her.

Petra Noll für die FOTOGALERIE WIEN