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Ausstellungen

DISPLAY

Monat der Fotografie

9. November 2010 – 7. Dezember 2010

Käthe Hager von Strobele (IT), Maria Hahnenkamp (AT), Ulrike Lienbacher (AT), Margret Wibmer (AT)

Eröffnung: Montag, 8. November, 19.00 Uhr
Einleitende Worte:
Astrid Peterle

In DISPLAY werden Schönheitsdiktate „zur Schau gestellt“ und die Macht der Werbung und des Marktes auf Körper im Allgemeinen und in Bezug auf den idealisierten weiblichen Körper im Speziellen beleuchtet. Unsere Körper sind durch wechselnde gesellschaftliche Normen, Schönheitsideale, sich verändernde Hygiene-Diskurse, Modetrends sowie technische Neuerungen ständigen Veränderungen ausgesetzt und unterworfen. Die Normierung des Körpers lässt sich insbesondere an binären Geschlechter-Konstruktionen, an der Konnotation von Gesten und Posen als „weiblich“ oder „männlich“ ablesen. Die vier ausgestellten Künstlerinnen stellen durch ihre Fotoarbeiten und Installationen als einschränkend erfahrene Körperkonzepte und Normen mittels künstlerischer Methoden wie Aneignung, Überzeichnung und Neuordnung in Frage.

Käthe Hager von Strobele  untersucht in ihren Arbeiten die Funktion von Kleidung als Ausdruck gesellschaftlicher Vorstellungen und deren Potenzial als Körper-Wirklichkeit. Für ihre Fotoserie Left Over hat sie in privaten Wohn- und Außenräumen männliche und weibliche Kleidungsstücke inszeniert. Die Körper, die diese Kleidung – deren Stil meist dem der Räume ähnelt – getragen haben könnten, sind aus diesen verschwunden. Befremdlich und gleichzeitig vertraut  „stehen“ die Kleidungsstücke wie Objekte im menschenleeren Raum. Käthe Hager von Strobele untersucht die menschliche Existenz an deren zurückgelassenen Überbleibseln (left over) von Tätigkeiten und Verwendungen, die – nicht zuletzt durch die Art und Weise der Inszenierung – deutlicher auf den dahinter stehenden Menschen und seine Weltsicht verweisen als es das realistische Bild einer bekleideten Person vermag.

Maria Hahnenkamps Arbeiten sind Untersuchungen stereotyper weiblicher Darstellungen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen und Genres. Sie setzt sich mit der Wechselbeziehung zwischen medialen Bildern und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Körperkonzepten auseinander. Konstruktionen weiblicher Darstellungen werden mittels Bildzitat, Aneignung, Neuordnung und Neubestimmung hinterfragt. Textzitat Video: „Im Bild triumphiert seit Jahrhunderten die kleine, überschaubare Fläche über den großen, unabsehbaren Raum. Das ist mit einer Täuschung gekoppelt (…). Die Täuschung besteht darin, dass die Herrschaft scheitert, weil alle Räume schließlich virtuell werden. Die Menschen verlieren mit ihren Körpern den Raum als Umgebung und behalten nichts als das Blickfeld der Bildfläche“. (Dietmar Kamper)

Im Mittelpunkt von Ulrike Lienbachers Serie Double steht die korrekt gestylte Frisur als Stereotypisierung von Weiblichkeit. Als Vorlage diente ein Buch für Friseure aus den 1970er-Jahren. Die Gesichter lässt Lienbacher verblassen – die Individualität der Frau ist dem Schönheitsideal geopfert. Double wirft so Fragen nach gesellschaftlicher Unterordnung, nach Austauschbarkeit und der visuellen Einschreibung sozialer Normen auf. Der Titel bezieht sich nicht nur auf die Bilderpaare, sondern auch auf das Spiel zwischen „Original“-Bild und manipuliertem Doppelgänger. Ihre Fotoserie Tattoo fokussiert, im Gegensatz zu Double, vordergründig auf individualisierte Körper, denn Tätowierungen symbolisieren generell die Sehnsucht, sich von der Masse abzuheben. In der Kombination von Tätowierungen mit Beauty-Bildern thematisiert Lienbacher auch hier die Normierungen und geschlechtlichen Zu- und Einschreibungen von zeitgenössischen Körpern.

Margret Wibmer konstruiert mit alten Kameras und ausgedienten Apparaturen aus dem Alltag oft absurde Objekte, in denen die technischen Instrumente ihrer Funktion enthoben sind. Durch Zufügung von Pelz und anderen Textilien werden den Objekten menschliche Eigenschaften eingeschrieben. „Einerseits lassen sich ihre Arbeiten als spielerische Abwandlung der Präsentation von Kleidung (…) lesen, andererseits als Reminiszenz an die absurden Kombinatoriken des Surrealismus. Die Arbeit  l.e.a. erinnert direkt an Meret Oppenheims Pelztasse, wobei das Fell hier einen Diaprojektor überzieht“. (Ludwig Seyfarth) Die Beziehung zwischen dem Objekt und dem menschlichen Körper steht sowohl in ihren fotografischen Werken als auch in den skulpturalen Arbeiten im Mittelpunkt, wobei der Begriff „Objekt“ als Drehscheibe zwischen Apparat und Körper eingesetzt wird.

Astrid Peterle für das Kollektiv